The Vision of my Version

8.
Abschiede

Es war eine Vollmondnacht und eine sanfte, kühle Brise kündigte das Kommen des Herbstes an. Lughnasadh, der keltische Feiertag.
An diesem Abend hatten zwei Hexen und zwei Zauberer jedoch andere Pläne, als zu feiern.
Auf dem Hügel, auf dem zuvor der Feuermeister unter ihnen seine Übungen vollführte, häuften sie erneut Holz an.
Es war wie ein feierlicher Akt, die Stimmung war gespannt.
Was wäre, wenn sie einen Fehler machten? Was wenn sie feststellen mussten, dass das Feuer sich gegen sie wandte? Was wäre, wenn Salazar bei dem Anblick der Flammen zusammenbrechen würde …?
Derjenige, um den sich die anderen drei am meisten Sorgen machten, schnitt mit seiner Sichel ein Kraut am Waldrand unterhalb einer großen Eiche. Laut der Aussage von Helga und Godric sollte es ihm Mut und Kraft spenden können. Er lachte leise.
Natürlich hatten sie es aus den Aufzeichnungen seines Großvaters. Und er selbst, dessen Enkel, hatte diese Information für unwichtig gehalten und aus seinem Gedächtnis verbannt.
So waren sie, seine ehemaligen Lehrlinge, Godric und Helga. Und er staunte immer wieder über sie und war mehr als nur stolz. Sie schienen ihn zu ergänzen.
Er stand auf, legte das Kraut in die Innentasche seines Umhangs, die direkt an seinem Herzen lag und nahm seinen Teil des gesammelten Holzes zum Hügel hinauf.
Dort warteten sie auf ihn, beobachteten, wie er das Holz auf den Haufen dazu legte.
Roweana ergriff seine Hand, zog ihn zu sich und küsste ihn.
"Es wird funktionieren, bestimmt! Hab Vertrauen …" sagte sie.
"Danke Roweana." Sprach er und nickte, stellte sich dann an seinen Platz des Kreises.
Godric war Salazar gegenüber, rechts neben ihm war Helga, die wiederum gegenüber von Roweana stand.
Godric beschwor das Feuer herauf und das Holz brannte im Nu lichterloh.
Roweana musterte Godric kurz mit berechnendem Blick.
Salazar zwang sich, in das Feuer zu sehen. Langsam breitete er die Arme aus und die anderen taten es ihm gleich.
Mit einem Summen gab er den Ton vor, die anderen vielen mit ein.
Dann begann er langsam zu flüstern:

"Isis, Astarte, Diana, Hecate, Demeter, Kali, Inanna
Isis, Astarte, Diana, Hecate, Demeter, Kali, Inanna."

Helga und Roweana flüsterten mit, worauf Salazar die Melodie vorgab. Es war ein flüsternder Beschwörungskanon. Als letztes war Godric an der Reihe und obwohl er sonst immer eher der Typ die irisch-raufboldigen Balladen durch die Gegend gröhlte, wenn er fröhlich war, war es, als hätte er auf einmal eine wunderschöne geübte Stimme.

"Isis, Astarte, Diana, Hecate, Demeter, Kali, Inanna
Isis, Astarte, Diana, Hecate, Demeter, Kali, Inanna"

Sie hoben ihre Stimmen immer mehr. Die Blätter der Bäume, die nicht fern von ihnen standen, schienen ihren Singsang mitzuwispern, sowie der Wind die Melodie pfiff und sie begleitete. Die Flammen tanzten zum Takt der Musik.

"Isis, Astarte, Diana, Hecate, Demeter, Kali, Inanna
Isis, Astarte, Diana, Hecate, Demeter, Kali, Inanna"

Die vier spührten, wie ein starkes Band sich durch ihre Arme spannte. Es schien ihre Gelenke auseinanderziehen zu wollen, doch sie hielten fest stand und verankerten sich tiefer in den begrasten Boden.
Kurz darauf glaubten sie weiße Funken in den Flammen aufleuchten zu sehen.

"Isis, Astarte, Diana, Hecate, Demeter, Kali, Inanna
Isis, Astarte, Diana, Hecate, Demeter, Kali, Inanna"

Diese letzten beiden Wiederholungen lösten es aus. Aus der Mitte des Feuers entsprang eine kleine weiße Gestalt und kurz darauf verwandelte sich das Feuer in das, was sie herbeigerufen hatten.
Das Tanwen wirkte im Gegensatz zu dem anderen Feuer geisterhaft, tanzte nicht, sondern es schien zu schweben. Die Gestalt, die sie zuvor kurz gesehen hatten, schien sich in den Flammen zu verstecken.
Salazar war der Erste, der die verblüffte Stille durchbrach und verneigte sich.
"Tanwen ... es ist mir eine Ehre."
Stille; niemand sagte etwas.
"Bitte erhöhre mein Flehen." Fuhr Salazar fort. "Vor langer Zeit verlor ich Mutter und Bruder durch deinen Bruder, das Feuer. Du weißt, welches Schicksal ihnen dadurch blühte.
Und auch andere Hexen und Zauberer haben dasselbe durchmachen müssen."
Roweana hob die Braue und fragte sich, wieso er andere da jetzt auch mithineinzog.
"Ich bitte dich untertänigst ..." sagte Salazar. "Erlöse die Hexen und Zauberer vom Flammentod."
Wieder Schweigen. Nichts geschah.
Godric wollte gerade ansatzen... als der Kopf eines Kindes aus den Flammen herauslugte. Weiß, makellos. Die Augen bestanden aus nichts.
"Ich kann nicht alle erlösen ..." sprach es. "Dazu bin ich noch viel zu jung. Aber ich kann dir deinen Wunsch erfüllen und deine Mutter, wie auch deinen Bruder zum Himmel emporsteigen lassen. Und ein paar andere... aber es dürfen nicht alle sein."
"Ich verstehe ..." sagte Salazar leise.
"Aber es gibt eine Möglichkeit ..." fuhr das Tanwen fort. "Wenn du mich bei dir behälst ... so werde ich wachsen, älter und erfahrener werden. Je älter ich werde, desto mehr kann ich erlösen."
Salazar dachte nach. "Ich habe eine Laterne." Fiel es ihm ein. "Sie ist zwar nicht sehr groß, aber vielleicht ist das ein guter Ort für dich."
Tanwen nickte und ein Lächeln zierte das Gesicht. "So soll es sein."
Salazar sah sie an. Zaghaft hob der die Hand und streckte sie Tanwen entgegen. Vorsichtig kam sie ihm entgegen.
Das Feuer war nicht heiß, es war auch nicht kalt. Es war wunderbar angenehm, wie ein lauwarmer Lufthauch.
"Keine Angst ..." sprach Tanwen und lächelte ... dann verschwand sie. Es klang eher wie eine Feststellung.
Das Feuer wurde größer und höher und aus den Funken wuchsen die geisterhaften Erscheinungen von den verschiedensten Hexen und Zauberern, die die vier jemals gesehen hatten. Salazar blickte zu ihnen empor. Sie winkten ihnen voll Freude zu, weinten silberne Tränen. Sie stiegen empor zum Sternenhimmel, bis sie den Pfad des Mondlichtes fanden und in seinem Schein verblassten.
"Salazar ..."
Er sah zum Feuer. Er machte den Mund auf und ihm schossen die Tränen in die Augen. Da war sie, seine Mutter! Und lächelte ihm entgegen.
"Ich danke dir ..." sprach sie, legte eine Hand an Salazars Wange, als würde sie versuchen seine Tränen zu dämpfen, dann erhob sie sich und winkte ebenso wie die anderen.
Und da war auch Serpens, der neben ihr in der Luft schwebte. Er sah nicht viel anders aus, als Salazar ihn das letzte mal gesehen hatte, nur, dass er eine geisterhafte Erscheinung war.
Und er rief Salazar zu: "Kümmere dich um Gwen und Patrick! Sie sind noch am Leben!"

Ein Seufzer der Erleichterung entglitt Salazar, als die letzte Seele dem Feuer entschwebte.
"Das war anstrengend." Sagte Tanwen müde.
Mittels eines Aufrufezaubers beschwörte Godric die Laterne herbei.
Die Flamme wurde kleiner und kleiner und wanderte in ihr kleines Häuschen aus Metall hinein.
Godric trat zu Salazar, dieser war verwirrt.
"Aber du bist doch der Feuermeister ..."
"Ich weiß ... aber ich weiß auch, dass du derjenige bist, der am besten weiß, wie man mit einem solchen Wesen umgeht. Nimm du sie."
Vorsichtig nahm Salazar die Laterne an sich. Die kleine Flamme wirkte nun grausilbern und ganz klein konnte er die schlafende Gestalt der kleinen Tanwen sehen.
"Danke Godric." Lächelte er.

Der wild wehende Herbst begann und die vier standen an der großen Eingangstür und verabschiedeten sich voneinander, umarmten und in Roweanas und Salazars Fall küssten sie sich sogar.
Sie wussten nun, was sie zutun hatten. Ihr Wunsch war auch nun der von Salazar. Sie wollten die größte und beste Zauberschule aller Zeiten eröffnen.
Doch wie sollten sie sie nennen?
"Wie wäre es mit ... Firehill?" überlegte Helga.
"Warum nicht Windcastle?" warf Roweana ein.
"Ich denke, es sollte etwas Originelleres sein." Waren die Worte Salazars.
Godric schmunzelte breit, blickte alle drei an, grinste ... und begann dann tatsächlich zu lachen.
"Was ist so komisch?" fragte Roweana und rümpfte die Nase.
"Naja... erinnert ihr euch an das Wildschwein? Es hat uns hierhergeführt." Vielsagend blickte er in die Runde.
"Hmmm.... ich ahne, auf was du hinaus willst." Grinste Salazar.
"Nennen wir unsere Schule doch einfach Hogwarts!" sprach Godric.
"Schweineschnauze?! Bist du noch ganz dicht?" entrüstete sich Roweana.
Helga gickelte. "Godric... du hast die verrücktesten Ideen. Ich bin dafür!"
"Ich fürchte, du bist überstimmt." Sagte Salazar zu Roweana und nahm sie versöhnlich in die Arme. Sie sträubte sich.
"Von nun an gehen wir getrennte Wege ..." sagte Salazar, bemerkte, dass das Sträuben Roweanas darauf zutreffen und mehr bedeuten könnte, aber er verwarf den Gedanken wieder.
"Wir suchen uns unsere Zauberlehrlinge, die überall im Land verstreut sind."
"Und du suchst Gwen und Patrick, nicht wahr?" fragte Helga.
Salazar nickte, blickte in die Runde.
"Wir sehen uns dann wieder...?"
"Na, hör mal!" sagte Godric. "Wenn wir was gemeinsam angefangen haben, dann bringen wir es auch gemeinsam zu Ende!"

Nun, ein Ende hatte die Schule noch lange nicht, wie ihr sicherlich bald festgestellt habt.
Dies ist der erste Teil der Geschichte Hogwarts. Und natürlich werdet ihr herausfinden, was darauf geschah ... der Moment ist nicht fern!

Und so schloss die grünschimmernde Gestalt das erste Buch. Neugierig schaute das bleiche, makellose Gesicht einer erwachsenen Frau aus der Laterne und beobachtete ihn.
Das Buch war nun fast vollgeschrieben, nur eine Seite war noch leer. Er beschloss diese für ein Inhaltsverzeichnis aufzuheben.
Er atmete tief durch und blickte auf ein zweites Buch, was bereit war, beschrieben zu werden.
Er griff danach, schlug es auf, tunkte die Feder in die smaragdgrüne Tinte, und setzte erneut an ...

 

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