The Vision of my Version

 7.
Feuerproben

Roweana ... sie wusste, wie man einen Mann verwöhnte.
Doch ich schweife ab. Es war DER Ort für uns vier ... als hätte er nur auf uns gewartet. Ich liebe das Schloss, mein Zuhause ... Und niemals hätte ich gedacht, dass es das Zuhause für so viele von uns werden könnte.
Godric und Helga wurden immer erfahrener und erwachsener. Ich konnte mir nicht helfen, aber ich hatte schon damals das Gefühl, dass der junge Zauberer es irgendwann schaffen würde, mich zu übertreffen ... Leider war ich nicht der einzige, der das bemerkte ...

Salazar machte es sich zur Gewohnheit, allein durch die Gänge des Schlosses zu streifen. Es war so ruhig und leer, wie damals, noch vor Helga, unter dem Sumpf. Wieviel er ihr doch zu verdanken hatte ... Salazar lächelte in sich hinein. Er trat zu einem der Fenster und blickte hinaus.
Die Sterne, der zunehmende Mond ... so wundervoll perfekt zu einer Sichel geschnitten.
Er wandte den Blick zu den Ländereien. Erst glaubte er nicht richtig zu sehen, doch dann blinzelte er entsetzt.
Es brannte! Ein riesiges Feuer brannte auf einem Hügel gleich in der Nähe.
Sofort wollte er Maßnahmen treffen - das Schloss könnte in Gefahr sein - dann sah er jedoch eine Gestalt, die um das Feuer herumtänzelte.
Einen erschrockenen Moment lang dachte Salazar, es wäre der Teufel!
Aber nein. Seine Angst besiegend beugte sich Salazar etwas näher zum Fenster und öffnete es. Neugierig war er schon ...
Es war gar nicht der Teufel. Es war Godric; Godric Gryffindor, der seine Hände in die Flammen hielt ...
Was um alles in der Welt ...!, dachte Salazar. Nie hatte er eine mutigere Handlung von jemandem gesehen. Zumindest für seine Verhältnisse hätte es ihm unglaubliche Überwindung gekostet. Und man denke nur an die Schmerzen ...
Salazar bemerkte, wie Godric die Hände in schleichenden Bewegungen durch die Flammen strich. Er schien völlig versunken.
Und als Salazar noch genauer hinsah, konnte er erkennen, wie die Flammen Godrics Bewegungen gehorchten. Er schien keine Schmerzen zu spühren ... nicht ein Fünkchen.
Sie tanzten nach ihm, sie umspielten ihn, als wäre er ein Teil von ihnen.
Wo hat er das nur her?, fragte Salazar sich und grübelte.
Er beschloss, in seine Räume zu gehen, um sich zu vergewissern, dass er nicht einen einzigen Text aus seinen Büchern übersehen hatte.

Dort schon vor ein paar Stunden angekommen, war Salazar in alte Zeiten zurückverfallen. Die Aufzeichnungen seines Großvaters schienen mit einem Fesselzauber belegt worden zu sein - so sehr vergrub er sich in ihnen und war für den Rest der Welt nicht mehr ansprechbar.
So war es vor Helga gewesen, so war es ein wenig noch in ihrer Anwesenheit gewesen, aber sie hatte ihn dann immer mehr aus seinem Loch hervorgeholt.
Dann entdeckte er es! Ein sehr altes, fast schon unleserliches Pergament enthielt Informationen.

"Feuermeister
Es gibt doch tatsächlich Zauberer und Hexen, die die Macht besitzen, selbst uns - die Totengräber - noch zu beeindrucken. Ich jedenfalls, bin niemals einem solchem Wunder begegnet. Feuer in Händen zu halten, kein Zauberfeuer, sondern das natürliche, nicht magische Feuer. Sie beschwören es, können seine Zeichen deuten, als hätten sie ein inneres Auge und können ihm befehlen, zurückzuweichen. Auf dem letzten Sabbat habe ich ihn gesehen, diesen größten Feuermeister. Er wurde von allen verehrt, weil er es entzündete, das Feuer in unserer Mitte. ..."

Sein Großvater musste noch sehr jung gewesen sein, als er dies schrieb. Es war seine krakelige Schrift - andere Aufzeichnungen hatten einen schöneren Schwung in der Tinte gehabt. Salazar seufzte.
Nein, er konnte ihn nicht vergessen. Den Anblick des Feuers, als es Serpens gierig verschlang. Und er konnte ihm nicht verzeihen! Sein Geruch stank, sein Ruß war nur unnötiger Schmutz und es brachte einem zum husten. Wie oft er sich noch versuchte, den Schmutz vom damaligen Abend abzuwaschen, wusste er schon nicht mehr. Der Versuch war zwecklos, trotz dessen dass er sich selbst schrubbte, bis seine bleiche Haut wund wurde.
Er las weiter, um sich ein wenig abzulenken, doch nirgends hätte Godric irgendwo einen Anhaltspunkt erwerben können, wie man sich die Kontrolle über die Flammen verschafft.
Salazar legte das Pergament ab und lehnte sich in seinen Stuhl zurück.
Wenn es so war, wie er es deutete, dann musste es eine Gabe von Godric sein. Wurde man als Feuermeister geboren? So ähnlich, wie es ihm bestimmt war, ein Totengräber zu sein?
Das wäre möglich ... und so war es bestimmt auch.
Er stand auf und rollte die Pergamente zusammen ...
Feuer, dachte er immer wieder, band die nächsten Pergamente, die zueinander gehörten, zusammen.
Fegefeuer ... Ja, seine Mutter würde dort niemals Ruhe finden. Und Serpens auch nicht.
Es war so ungerecht. Sie hatten dort nichts zu suchen!
Godrics Feuergabe ... das war beunruhigend. Oder etwa nicht?
Salazar entglitt ein Pergament und er hob es auf, warf einen kurzen Blick darauf ...
Selten war ein Bild auf diesen Pergamenten zu sehen, doch auf diesem war einen war eines ...
Er musterte sie, ein Mädchen, mit einem makellosem Gesicht, ohne irgendwelche Furchten, Grübchen und Narben. Sie lächelte nicht, sah ausdruckslos aus. Was ihn aber am meisten beschäftigte: Sie saß inmitten einer Flamme.
Und Salazar las:

"Tanwen (walisisch = weißes Feuer)
Es ist das Licht, dass die Toten am Ende des Tunnels sehen. Es führt die Seelen, ob Geist oder der gerade erst Verstorbenen, an den Ort, wo sie hingehören. Das weiße Feuer ist die Erlösung und Rettung aller.
Nur einmal durfte ich es zu Gesicht bekommen, als ich meine geliebte Frau von ihren Qualen erlösen wollte. Sie war sehr hilfreich.
Der Feuermeister, der mich besucht hatte, weil ich aus Trauer zum letzten Sabbat nicht erschien, hatte mir erzählt, was für ein wertvolles Werkzeug Tanwen doch wäre. Ich halte sie aber nicht für ein Werkzeug, denn der Gevater hat mir auch eine Menge über sie erzählt.
- Wer es besitzt, hat große Macht.
- Wer es verliert, zu dem findet es irgendwann zurück.
- Wer es zum Freund hat, für den ist alles möglich.
Nur Feuermeister - und nur die Meister, welche das Feuer auch in ihrem Herzen tragen - können es heraufbeschwören. Dazu benötigen sie allerdings Hexen oder Zauberer, die verschiedener nicht sein könnten - genau drei. Und sie sind nicht weniger wichtig, als der Feuermeister selbst.
Wenn diese vier sich nun bei Vollmond um ein Feuer herum versammeln, die alte Beschwörung immer wieder, im gleichmäßigem Takt, singen - nicht sprechen - verwandelt sich das Feuer in Tanwen."

Salazar dachte angestrengt nach. Erlösung? Heißt das, er könnte ...
Seine Mutter und Serpens wären gerettet und so viele andere Seelen auch!
Doch was war das für eine Beschwörung? Er blickte auf eine Seitennotiz seines Großvaters, der es wohl im spätem Alter hinzugefügt haben musste - seine Handschrift zitterte.

(Isis, Astarte, Diana, Hecate, Demeter, Kali, Inanna*
Diese heidnischen Göttinen stehen für die sieben Farben des Regenbogens. Zusammen ergeben sie das weiße, makellose Gesicht der Tanwen.)

Waren diese Namen die Worte, die sie bei der Beschwörung nennen mussten? Es war alles da! Godric, der Feuermeister, Roweana und Helga und er, diejenigen, die nicht verschiedener  sein konnten und doch eine Einheit waren.
Nur seine Angst vor dem Feuer, die würde ihm Schwierigkeiten bereiten ...


"Hab ich das jetzt richtig verstanden?" fragte Godric Salazar mit gedämpfter Stimme, damit Roweana und Helga sie nicht hörten. "Du willst deine Angst besiegen? Wozu?"
"Um mit euch einen Zauber zu wagen." Sagte Salazar. "Sofern ihr dann damit einverstanden seid." Er sah Godrics skeptischen Blick.
"Ich habe dich gestern gesehen,." Fügte er hinzu.
"Oh, ... ich verstehe." Godric lächelte ein müdes Lächeln, legte jedoch dann aufmunternd eine Hand auf die Schulter von Salazar. "Es ist selten, dass du meine Hilfe brauchst. Umso mehr freue ich mich, dass ich sie dir geben kann. Aber weißt du, ich finde es ist nicht richtig, seine Ängste austreiben zu wollen. Sie zu überstehen, das zeigt wahren Mut, Salazar."
Er starrte Godric an. Langsam und gemächlich schlich sich dann ein Grinsen auf das Gesicht von Salazar.
"Weißt du was Godric? Du brauchst nicht zu versuchen, so wie ich zu werden ... denn das bist du schon." Er sah sich um, blickte auf die beiden Frauen, die sich über die Farben von Helgas Flicken auf ihren Kleid unterhielten, dann fügte er leise flüsternd hinzu: "Und sogar noch ein bisschen besser."

Und so tat ich sie jede Nacht, die Feuerproben, wie ich sie nannte. Immer wieder verfiel ich in mein Trauma zurück, als Godric das Feuer vor meinen Augen entzündete. Ich fühlte mich schrecklich allein, zitterte und mir war übel von dem Geruch.
Einmal musste ich mich sogar herzhaft übergeben.
Aber Godric hielt zu mir, machte mir Mut.
Und dann eines Tages hörte der Brechreiz auf, der Angstschweiß blieb zurück und ich blickte dem Feuer mit Respekt entgegen. Ich konnte meine Angst nun überwinden.

Nach einem weiteren langen Monat, voll Überwindungskraft und Schmerz, erzählte Salazar seinen Freunden, was vor langer Zeit einst geschehen war, mit ihm, seiner Familie und er erzählte von der Ungewissheit, was aus Gwen und Patrick geworden war. Wie sehr er sie doch vermisste.
Als er endete, blickte er in die Runde. Godric schien nun endlich ein volles Bild zu bekommen von Salazars merkwürdigem Verlangen, seine Angst überwinden zu können.
Roweana blickte ihn mitleidig und verständnisvoll an.
Und die dritte ... Helga weinte.
"Das ist schrecklich." Sagte sie und wischte sich schniefend ihre Tränen hinfort. Sie blickte ihn nicht an, sondern hatte irgendwo einen Punkt in der Luft erwischt. "Warum hast du uns das verschwiegen?"
Salazar seufzte. "Ich gebe zu, ich hab mich ein wenig hinreißen lassen für euch eine starke Persönlichkeit zu bleiben. Ich brauchte diesen Neuanfang, unabhängig, von dem was war.
Aber innerlich stach mein Herz sich selbst aus."
Endlich traute sich Helga, ihn anzusehen.
"Warum weinst du denn?" fragte Salazar verwundert.
"Ach, Sally ..." schniefte sie. Er stockte. So hatte sie ihn schon lange nicht mehr genannt, bzw. er hatte es ihr damals verboten, weil es zugleich auch ein Mädchenname war.
Und Sekunden später hatte sie ihn fest umarmt.
"Deswegen hast du mich vor dem Flammentod gerettet, nicht wahr?"
Er sah sie an, lächelte und nickte und strich ihr übers Haar. "Ja, die kleine Helga habe ich damals gerettet. Aber die bist du nun nicht mehr ... und die ältere Helga sollte sich ebenso schleunigst abgewöhnen, mich Sally zu nennen!"
Das brachte alle vier zum lachen und sie verbrachten einen langen fröhlichen Abend miteinander.

*Isis, Astarte, Diana, Hekate, Demeter, Kali, Inanna
Dies sind tatsächlich sieben heidnische Göttinnen, der Fruchtbarkeit und aus verschiedenen Religionen und Glaubensrichtungen entnommen. Sie kommen in einem Refrain vor, der derzeitig in Inkubus Sukkubus´Stück "Witches Chant" gesungen wird. Der hatte mir so gefallen und passte so schön zu der Situation, dass ich ihn übernommen habe.



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