The Vision of my Version

6.
Prophetische Worte und Wünsche

"Sieh her ..." sagte der Gevater und deutete mit seiner Sense auf einen Mann, weit entfernt von den beiden toten Zauberern, die in Slytherins Vision bis zur Erschöpfung gekämpft hatten. Auch dieser lag auf dem Boden, doch in seiner Hand hielt er etwas. Und vor allem: er lebte!
Salazar beschleunigte seine Schritte, zitternd drehte der mysteriöse Mann das Gesicht zu ihm. "Slytherin ..." murmelte er, sein schwarzer Blick war tief und hatte kein Ende.
Salazar beugte sich zu ihm, strich sanft durch dessen rabenschwarzes Haar und flüsterte: "Was ist geschehen ...?"
Er erhielt keine Antwort, stattdessen schob der Mann ihm die Laterne hin, die einen kleinen Sprung hatte. Salazar beäugte sie genauer ... Glas ... ein seltener Anblick.
Der Gevater trat zu ihnen.
"Er wollte nicht gehen, ehe er dir diese Laterne geben konnte. Nun ist es an der Zeit ..." er sah zu dem am Boden liegenden, der seinen Kopf wieder senkte, eine Träne floss aus seinem linken Auge.
Salazar war unschlüssig, doch schon war es zu spät. Der Gevater schwang erneut die Sense, der silberne Nebel des Toten flog zum Himmel herauf.
Der Diener des Todes erhob sich mit betroffener Miene. "Die Eule hat uns hierher geführt ... was sagt Ihr dazu?"
Keine Antwort, verwirrt sah Salazar sich um. Der Gevater war verschwunden.
"Salazar?! Wo steckst du? Godric und Roweana haben was entdeckt!" hörte er Helga rufen.
Er sah zu ihr, nickte und rannte ihr entgegen.
Roweana und Godric hatten, ohne weiter auf die anderen Kadaver zu achten, einfach das Schloss mal so eben betreten. Innerlich seufzte Salazar, musste jedoch lächeln.
In einer ziemlich mitgenommenen Eingangshalle hatte Godric sich aufgestellt und hielt eine Art - ja, es war ein Pergament - in der Hand. Als Salazar eingetreten war, begann er laut vorzulesen.
"Willkommen, ihr vier Magischen, die durchs Land gezogen sind.
Ihr alle habt ein und denselben Wunsch, tief in eurem Inneren, so solltet ihr ihn gemeinsam verwirklichen.
Dieses Schloss möge fortan euch gehören."

Zuerst herrschte Verwirrung unter den vieren, aber letztendlich kamen sie zu dem Schluss, dass sie das Schloss erst einmal aufbauen wollten und dann diesen Wunsch verwirklichen sollten, welcher es auch immer sein sollte! Davor jedoch sollten sie das Wichtigste erledigen:
Den Toten die letzte Ehre erweisen.
Als die lange Arbeit getan war, richteten sie das Schloss wieder auf. Es war einfach prachtvoll.
Godric fand einen alten Umhang, ein bisschen zu groß für ihn. Und einen alten Spitzhut. Die anderen sahen es mit Belustigung, als er sich ihnen so vorstellte.
Salazar richtete sich ein eigenes kleines Labor unter der Erde, zusammen mit Roweana hatte er beschlossen, dass sie hier ihre Experimente starten würden.
Helga jedoch erkundete weiter die Ländereien des Schlosses. Sie entdeckte ein Häuschen vollkommen aus Glas ...
In den Gängen des Schlosses sah es ebenso tot und unlebendig aus, wie zuvor vor dem Schloss. Allerdings war eher eine schwarze Leere vorhanden ...
Bilderrahmen mit einem Inhalt aus Nichts, umgekippte Rüstungen lagen verstreut auf dem Boden und es war sehr dunkel.
Eine große Herausforderung für zwei Hexen und zwei Zauberer ...

Der Gevater stand am Waldrand und starrte auf das Schloss.
"Es ist getan." Sagte er. "Auf dass ihr es erneut versucht, bis ihr es lernt."
"Ich bin nicht einverstanden damit!"
Der Vermummte hob den Blick zum Baum hoch. Dort war die einäugige Eule, die nun mit elegantem Flügelschlag zu Boden glitt, obwohl sie doch so furchtbar alt aussah.
"Und warum hast du sie als Wildsau dann zum Schloss geführt?" fragte der Gevater.
Die Eule war verschwunden und eine einäugige Frau stand dort, mit wildem, grauem sperrlichem Haar, durch das man den blanken Kopf erspähen konnte. In der Hand hielt sie einen Stock, in dessen Asthöhle sie ihr linkes Auge platziert war.
Der leere Platz, wo es eigentlich hätte sein sollen, wirkte eingefallen und hässlich. Wie ein Fehler. Ihre Kleidung war ein grauer Umhang, der an den Säumen zerlumpt war.
"Ich wusste, dass du mich das fragen würdest ..." sagte sie spitz, wobei sie mit ihren gelben krummen Zähnen ein wenig auf ihrer blauen Unterlippe kaute. "Doch bevor die vier ziellos im Wald umherirren und ich noch keine Lösung wegen unserem Problem gefunden hab, hab ich den Verlauf beibehalten."
Der Gevater lachte trocken und leblos. "Es gibt keine bessere Lösung, als sie immer und immer wieder in denselben Verlauf zu schicken. Irgendwann werden sie merken, dass etwas nicht stimmt ..."
"Ja, wie denn?! Mein lieber Gevater, du scheinst zu vergessen, dass sie ihr Gedächtnis verlieren?"
"Gemach, Ceredwen ... Gemach ..." hauchte er. "Je öfter es sein wird, desto schwieriger wird es sein, Dejavús zu vermeiden ..."
"Hogwarts wird erneut untergehen, wenn du so weiter machst! In Wirklichkeit willst ja nur, dass immer und immer wieder gestorben wird! Und je mehr gestorben wird, desto mehr Macht bekommst du!"
Die schneeweißen Porzellan-Hände des Gevaters zersprangen und die gelben Knochenhände erschienen und packten Ceredwen beim Hals. Diese konnte nicht schnell genug reagieren und würgte.
"Du kannst mich nicht töten!" hustete sie. "Ich bin unsterblich ..."
"Wie wir alle ..." hauchte die Stimme des Todes. "... ich weiß, was ich tue, Ceredwen!"
Er ließ sie los und sie rieb sich den  knorrigen Hals.
"Du ... solltest, wenn es wieder soweit sein sollte, zu Salazar gehen ... und ihm sagen, dass er in den großen Kampf eingreifen soll. Mit ihm wird das Tanwen über seinen Erben siegen ..."
"Tanwen, das weiße Feuer, hat sich nicht als nützlich erwiesen! Das hat es noch nie ..." wandte der Gevater ein.
"Weil der Halbblutprinz, wie er sich nannte,  es viel zu früh angewandt hat! Er hatte noch nicht die Erfahrung! Lass Salazar frei, damit Hogwarts Geschichte endlich weitergeht! Tu mir den Gefallen und mach mir mein Zuhause nicht kaputt!"
Die porzellanhellen Hände des Todes kehrten zurück - das Gerippe war verschwunden.
"Also gut ..." sagte er. "Aber sollte es nicht dazu kommen, kehren wir zum normalem Verlauf zurück."
"Ich habe zu danken, Gevater." Ceredwen verneigte sich tief, darauf schrumpfte sie zur einäugigen Eule zusammen und flog davon.
Er sah ihr noch lange nach, blickte dann zum Schloss. Dann verschwand auch er.

Es vergingen drei Monde, dann hatten sich Roweana und Salazar, Helga und Godric an einem brennenden Kamin versammelt. Die Arbeit war getan.
Salazar saß auf einem Sofa, hatte den Arm um Roweana gelegt, die sich in seine Armbeuge kuschelte und die Augen geschlossen hatte. Es war alles so gemütlich und man hatte eigentlich keine Lust wegzugehen.
Helga stocherte im Feuer herum, während Godric es gelang innerhalb der Flammen Bilder erscheinen zu lassen. Sie sah ihn erstaunt an, doch er legte lächelnd einen Finger an die Lippen.
Dann fiel Helga was ein. "Was ist eigentlich mit dem Pergament, dass du und Roweana gefunden habt, Godric?"
Salazar sah zu den beiden, wurde endlich von Roweanas schwarzem Haar abgelenkt, durch dass er gedankenverloren gestrichen hatte.
Auch Roweana schlug die Augen auf.
Godric nickte, stand auf und ging zu seinem übergroßem Umhang. Er wühlte in den vielen kleinen Taschen, dann fand er es und zog es hervor.
"Willkommen, ihr vier Magischen, die durchs Land gezogen sind.
Ihr alle habt ein und denselben Wunsch, tief in eurem Inneren, so solltet ihr ihn gemeinsam verwirklichen.
Dieses Schloss möge fortan euch gehören."
"Also ...?" Helga blickte fragend und begeistert in die Runde. "Das Schloss ist fertig! Was machen wir nun damit? Was ist unser tiefster und innigster Wunsch?"
"Aber Helga ... mir wurde der doch schon erfüllt." Sagte Roweanas weiche Stimme und, zu aller Überraschung, richtete sie sich auf und küsste Salazar demonstrativ vor den Augen der beiden.
Godric blinzelte, Helga lief rot an und sah weg. Auch Salazar wusste nicht, wie ihm geschah, musste aber nach einer Weile grinsen.
"Später Roweana, was meinst du, hm?"
Helga stöhnte genervt zur Decke hin. "Godric, was ist dein Wunsch?"
"Wenn ich ehrlich sein soll ... ich habe früher mal davon geträumt, zum Ritter geschlagen zu werden." Antwortete er.
"Um sich dann in sinnlosen Turnieren die Helme zu verbeulen, wodurch die Köpfe trotzdem eingeschlagen werden?" fragte Salazar.
"Ich sagte ja früher ..." Godric grinste verlegen. "Aber ... ich will ehrlich sein, irgendwo habe ich den Wunsch ... so wie du zu werden, Salazar."
Dieser war nun wirklich verdattert. "Wie ich? Eh ... das meinst du doch nicht im Ernst? Du hast meine Lebensweise doch noch nie leiden können."
"Ja, das stimmt. Aber ich konnte so verdammt viel von dir lernen. Damals, unter dem Sumpf, weißt du noch? Mir liegen deine Worte heute noch auf der Zunge ... und ich habe den Wunsch, sie selber nochmal auszusprechen. Ich möchte sie weitergeben, sonst ... habe ich das Gefühl irgendwann zu platzen!" Und Godric ballte dabei die Hände zu Fäusten, vor Begeisterung.
"Du also auch?" fragte Helga und sah zu Godric. "Ich habe nämlich irgendwo dasselbe Gefühl!"
Roweana beobachtete beide, lächelte schief. "Ich habe auch eine Menge von meiner Mutter gelernt ..." sagte sie. "... und ich sehe keinen Grund, warum ich es nicht weitergeben sollte."
"Salazar ...?" Godric sah ihn an. "Was ist mit dir? Was ist dein Wunsch?"
Der Älteste der vier schwieg für eine Weile. Er dachte nach.
Mein größter Wunsch ist, die Seele meiner Mutter und meines Bruders aus den Flammentod zu erlösen. Ich möchte Gwen und Patrick wiederfinden, falls sie noch leben sollten. Doch wenn nicht, möchte ich auch sie erlösen ...
"Also, eigentlich teile ich euren Wunsch." Sagte Salazar. "Aber es gibt da einen viel größeren, der eigentlich nur mich etwas angeht."
"Und welcher wäre das, Salazar?" fragte Helga.
"Sei doch nicht so neugierig." Tadelte Roweana sie. "Und über Wünsche sollte man eigentlich nicht reden, sonst gehen sie nie in Erfüllung."
Salazar blickte zu Roweana, dankbar, dass sie verhindert hatte, dass er von dem Vorfall im Dorf  berichten musste.

Als Salazar Roweana in dieser Nacht zu ihrem Gemach begleitete und sie vor ihrer Tür standen, blickte sie ihm entgegen. Ihre schwarzen Augen glitzerten.
"Bleib bei mir ..." flüsterte sie, nahm seine Hand und küsste sie mehrmals.
Salazar ließ sie gewähren. "Bist du dir sicher?" fragte er.
Sie lächelte. "Absolut, Salazar ... absolut ..."

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