The Vision of my Version

4.
Mit den Vögeln tanzen

Godric war froh, durch Salazar bald noch etwas mehr zu können, als nur Taschenspielertricks. Gewiss, er konnte schon Feuer ohne jegliche Hilfsmittel entzünden, aber in den Büchern Großvater Slytherins hatte er schließlich eine Gelegenheit gefunden, sein Talent zu erweitern. Salazar entschied, welche Bücher den beiden Wissbegierigen vorenthalten blieben, denn manche enthielten wertvolle Familiengeheimnisse. Eines Tages fragte Godric Salazar, warum er unter dem Sumpf lebte ...
„Ein ziemlich trostloser Ort hier unten. Warum hast du dich dafür entschieden?“ Godric erhielt zunächst keine Antwort auf diese Frage. „Ich meine, wer lebt hier unten freiwillig?“
„Mein Großvater.“ Sagte Salazar, als sei es selbstverständlich.
„Und wieso lebte er hier? Und kümmerte sich um diese ... Moorlaichen?“
„Gib´s auf Godric!“ rief Helga lachend, die gerade dabei war erneut ihr weißes Kleid zu flicken. „Nicht mal mir hat er es erzählt, warum.“
Salazar nickte zögernd, dennoch machte er sich Gedanken um Godrics Worte. Warum war es eigentlich seine Pflicht sich um die Moorlaichen zu kümmern? Und in letzter Zeit störte ihn das Dorf nicht mehr, man hatte ihn vergessen. Und im Wirtshaus konnte er sich wieder frei fühlen ... frei wie ein Vogel. Vielleicht sah es der Gevater nicht mal gerne, dass er oben war.
„Gehen wir heute wieder ins Wirtshaus, Freunde?“ lächelte er dann sanft.
Sie sahen ihn begeistert an, denn es war selten, dass er selbst diesen Vorschlag machte – besser gesagt das erste mal.
„Du scheinst einen gesunden Eindruck zu machen, also warum nicht?!“ witzelte Godric.
Am Abend konnte man die drei im Wirtshaus wiederfinden, trinkend, tanzend und lachend.
Salazar war zum ersten mal dabei mit einem Muggle zu würfeln, der schon einige Gläser weg hatte ...
Helga beobachtete ihn, sie wusste, dass er diesen Muggle zum Narren hielt, denn sie sah seinen Zauber, der seine Würfel immer höhere Punkte ergeben ließ. Aber sein Gegenspieler war sowieso betrunken und die Ironie brachte sie zum erheblichen Schmunzeln. Fast hörte sie Salazars genervte Gedanken >>Na komm, geh nach Hause ins Bett, Freundchen. Mir machts langsam auch keinen Spaß mehr!<<.
„Na, wen haben wir denn da ...?“ flüsterte plötzlich jemand in ihr Ohr und zwei starke Arme schlangen sich um ihre Taille. Sie erschrak, blickte in die Augen des Onkels von Godric. „Ich hatte gehofft, dich hier wieder zu treffen ...“ Helga verzog das Gesicht, sein Atem stank erbärmlich nach Bier.
„Lasst mich los ...!“ sagte Helga ruhig.
„Wieso sollte ich eine feurige Hexe wie dich laufen lassen?“ Sein Gesicht war ihrem Hals sehr nahe.
Helga war geschockt über seine Worte, wollte sich lösen, aber dann wollte er sie über seine Schulter heben.
„Lass sie sofort runter, Onkel!“ Godric trat ihm gegenüber, der trotz seiner großen Figur doch ein paar Zentimeter kleiner war, als er.
„Ah, die Missgeburt! Meine arme Schwester, dass so etwas aus ihren Lemden gekrochen ist!“
Godric erwiederte nichts, sagte nur noch einmal: „Lass sie sofort runter ...“
Langsam bekamen sie unerwünschtes Publikum. Auch Salazar, dessen Gegenspieler schon längst im Reich der Träume war, sah auf. Er stand sofort aufrecht und gesellte sich zu ihnen.
„Lass sie runter ...“ sagte er gelassen.
Godrics Onkel zog die Augenbrauen zusammen. „Du kommst mir bekannt vor ...“
„Schon möglich? Komm, lass sie einfach runter ...“
Godrics Onkel wollte immernoch nicht hören, bis ...
„ARGH!!!“
Helga hatte nicht länger zaudern können und hatte ihre Zähne tief in das massige Fleisch des Gryffindorbauern versenkt. Er ließ sie sofort los, sie landete geschickt auf ihren eigenen zwei Füßen und stellte sich neben Salazar, der genugtuend grinste, ebenso Godric.
„Wir haben ihr gesagt, er soll sie loslassen oder?“ fragte er, worauf Salazar nickte.
„Hexenpack ...“ Ein Ausdruck der Erkenntnis lag plötzlich auf dem Gesicht des älteren Gryffindors. „Das Hexenkind! Godric, du hast dich mit dem Teufel eingelassen?!“
Salazars Blick verfinsterte sich zutiefst, während Godric mitleidig lächelte.
„Ich bezweifle, dass er mit dem Teufel im Bunde ist. Er ist ein gebildeter Mann, von dem man eine menge lernen kann. Traurig nur, dass dir dieses Wissen vorenthalten wird ...“
„Prahle nicht, Godric. Er versteht ja jetzt schon kein einziges Wort.“ Lächelte Helga.
„Ihr seid Hexen ... Das sind Hexer!“ ließ der Bauer verlauten.
„Freunde, verschwinden wir. Sein Kopf scheint sehr langsam zu kapieren.“ Sagte Salazar, jedoch immernoch grimmig.

 Und das taten sie, die beiden Freunde begannen zu begreifen, dass Salazars Laune selbst unter den tiefen Wurzeln des Waldes noch nicht wieder zu finden war, kurz gesagt, sie war in den tiefsten Tiefen gelandet.
In dieser Nacht erschien Salazar der Gevater im Traum, redete auf ihn ein, dass er mit den dreien seinem Schicksal folgen sollte.

 „Aber ... das hier ist mein Zuhause.“
„Es wird ein neues Zuhause geben, ein neues, ein viel schöneres, wo du deine Sorgen erneut für Jahre vergessen kannst. Ich entbinde dich von deiner Pflicht das Erbe deiner Familie weiterzuführen. Ziehe mit deinen Freunden bis zu dem Hügel ... rastet am Fuße ... und geht dann weiter. Du sollst frei sein ... bis du es für richtig hälst, zurückzukehren.“
„Frei ... wie ein Vogel?“
"Ja, junger Parselmund.“ Belustigung klang in der Stimme des Gevaters mit.
„Ich danke euch, Gevater.“
Und als Salazar die Augen öffnete, waren Freudentränen in seinen Augen zu sehen.

 Irgendwo, in einem Wald am Fuße eines Hügels kümmerte sich eine junge Frau von atemberaubender Schönheit, mit glattem rabenschwarzem Haar um eine alte Frau. Es war ein Wagen einer Zigeunerin, die früher berühmt war für ihre Weissagungen, aber deren Zeit schon längst vorbei war. Die junge Frau war ihre Tochter.
Die alte Zigeunerin lag krank auf dem Sterbebett, ihre Eule saß alt und zerzaust auf der Stange daneben.
„Mein Mädchen ... komm zu mir ...“ hauchte sie heiser, als die junge Frau hereintrat mit ein paar Kräutern im Korb.
Roweana Ravenclaw sah auf, nickte, stellte den Korb ab und setzte sich auf einen kleinen Hocker nahe dem kleinen Bett.
„Du hättest keine Kräuter suchen brauchen ... ich ... werde heute Nacht noch gehen. Ich spüre, dass der Gevater sich nähert.“
„Mutter, red doch nicht so einen Unsinn! Den Gevater gibt es nicht! Der Tod kann keine Gestalt annehmen ...“ beschwichtigte sie.
„Weil du ihn noch nicht gesehen hast, Roweana! Aber du wirst ihn sehen! Sobald du seinen Diener triffst, sobald deine Zeit kommt, wirst du es wissen. Du brauchst immer Beweise, meine Liebe ... nicht wahr?“ lächelte sie. „Bitte ... geh für mich heute Nacht auf den Hügel und entzünde das einsame Feuer. Und sing dein Lied ...“
„Ja, Mutter. Aber warum glaubt ihr, dass irgendeine Person über uns entscheidet!? Die Welt ist so groß, es kann nicht funktionieren ...“
„Denke gleichzeitig daran, dass der Tod über uns allen steht ... und Macht besitzt. Mächte, von denen wir keine Ahnung haben. Akzeptiere es, mein Kind ...“
„Dann werde ich diese Macht eben erforschen, forschen und beweisen, dass es sie nicht gibt!“

 Roweana Ravenclaw glaubte oft nur an die Dinge, die sie sah, die zu beweisen sind. Trotz ihrer magischen Gabe hatte sie keinen Glauben, aber dafür die Tolleranz für neue Dinge, die neu und für sie realistisch waren.
An diesem Abend stieg sie auf den Hügel, ihrer Großmutter hatte sie einen Trank hingestellt, um pünktlich zum entgültigen Sonnenuntergang das Feuer zu entzünden. Heute war ein besonderer Tag, der Jahrestag der Partnerschaft mit den Vögeln.

 Ein Rabe flog auf Roweanas Schulter, als sie die Sonne beobachtete.
„Na, Schwarzer? Was hast du zu erzählen?“ lächelte sie, sah ihn dennoch nicht an und streichelte sein Gefieder. Während sie dies tat, traten ihr Bilder vor die Augen.
Zwei Männer und eine junge dralle Frau waren auf Wanderschaft, folgten dem ersten, der in einem dunkelgrünem Kapuzenumhang gekleidet war. Er sah weitaus älter aus, als die anderen, aber hatte trotzdem eine Ausstrahlung, die über sein unterernährtes Aussehen hinausging.
„Hmm... brav, mein Schwarzer. Sie sind auf den Weg hierher. Und er wird zum Hügel hinaufkommen, da bin ich mir sicher ... Mutter, du liegst richtig in deiner Vermutung.“
Roweana war sich bewusst, dass sie den Trank, der ihr Leben retten könnte, nicht anrühren würde.
„Er ist geheimnisvoll ... und gebrochen. Ich werde mich um ihn kümmern ...“
Als die Sonne untergegangen war, legte Roweana ihren dunkelblauen Umhang ab. Ihr Kleid war schwarz, mit blauem Mieder. Sie zog es gerne an und nur zu ganz bestimmten Zeiten, denn es passte ihr wie angegossen.
Der Rabe zog wie ein Falke bei der Jagd Kreise über den Berg, während Roweana mit einer kunstvollen Bewegung in ihrer Hand plötzlich Feuer hielt. So schnell wie möglich entzündete sie ein riesiges Rad, einem Spinnrad gleich und aus Holz mit eingeschnitzten Symbolen vor sich und die Flammen loderten hoch. Aber verbrennen tat es nicht ...
Sie wusste, dass sie selbst das Feuer nicht lange in der Hand halten konnte, sie war keine Feuermeisterin wie ihr Vater gewesen. Aber ihre Mutter sagte, dass es jemanden geben würde, der dieses Talent besitzen würde. Irgendwann würde sie ihn angeblich treffen ...
Der Rabe krächzte oben, sie sah auf und lächelte schief. Dann setzte sie zu ihrem Lied und ihrem Tanz an.


All mauk a doo, hoo la da he
Hoo la da hin dow, Hoo la da hin dow,
All mauk a doo, hoo la da he
Oh dick oh dick oh dan-dy 
All mauk a doo, hoo la da he
Hoo la da hin dow, Hoo la da hin dow,
All mauk a doo, hoo la da he
Oh dick oh dick oh dan-dy 

When will someone come to me?
Will he come by land or sea?
Will he my own lover be?
Oh tell me truly wheel-o

All mauk a doo, hoo la da he
Hoo la da hin dow, Hoo la da hin dow,
All mauk a doo, hoo la da he
Oh dick oh dick oh dan-dy 

Wheel of fate who is to say
This year, next or never a day
When will true love come my way
Oh tell me truly wheel-o

All mauk a doo, hoo la da he
Hoo la da hin dow, Hoo la da hin dow,
All mauk a doo, hoo la da he
Oh dick oh dick oh dan-dy 

Be he dark or be he fair
Shy or bold or debonair
Ribbons braw will deck my hair
To meet and greet my dear-o

All mauk a doo, hoo la da he
Hoo la da hin dow, Hoo la da hin dow,
All mauk a doo, hoo la da he
Oh dick oh dick oh dan-dy 


Und der, den sie erwartete, kam. Fasziniert beobachtete Salazar sie, hörte verzückt ihrem Gesang zu, sah wie schön sie ihre Tanzbewegungen vollführte.
Roweana hatte ihn bemerkt, lächelte in sich hinein. Lockend tanzte sie näher zu ihm hin, zur Andeutung, dass er mittanzen sollte. Zaghaft gesellte er sich zu ihr und sang schließlich mit.

 

All mauk a doo, hoo la da he
Hoo la da hin dow, Hoo la da hin dow,
All mauk a doo, hoo la da he
Oh dick oh dick oh dan-dy 

All mauk a doo, hoo la da he
Hoo la da hin dow, Hoo la da hin dow,
All mauk a doo, hoo la da he
Oh dick oh dick oh dan-dy 

 

Der Tanz war beendet, Salazar und Roweana hielten einander die Hände vor dem Feuer, dass den Bund der Vögel und der Ravenclaws symbolisierte.
Salazar schrak dann auf einmal wie aus einem Traum hoch, sah zum Feuer und schluckte, seine Hände zitterten. Er roch den Schwefel, er erinnerte sich an das Ereignis, an das Dorf. Warum hatte er sich von diesem Gesang hierherleiten lassen? Wo doch seine Freunde unten am Fuß des Hügels rasteten und seelenruhig in ihren warmen Decken schliefen?
„Schsch ... das Feuer tut dir nichts.“ Flüsterte Roweana, als wäre ihre Stimme der Wind selbst.
Salazar fühlte sich so hingezogen zu ihr, so unglaublich hingebungsvoll. Er hatte das Gefühl die Welt umarmen zu müssen, als er in diese schwarzen Augen sah. Er schien in der Dunkelheit darin zu versinken. Er wusste nicht warum ...
„Wer steht hier vor mir ...?“ fragte er, sich nur langsam vom Anblick des Feuers lösend.
„Mein Name ist Roweana.“ Lächelte sie. „Aus der Familie der Hexen, die den Bund mit den Vögeln einführte.“
Der Mund Salazars öffnete sich erstaunt und brachte zunächst keinen Ton heraus. „Ravenclaw ...“ murmelte er und Roweana nickte.
„Das Schicksal hat dich hierher gebracht ... wie ist dein Name?“
„Salazar Slytherin.“ Antwortete er unsicher.
Sie lächelte, er lächelte zögernd zurück. Diese wunderschöne Hexe war so geheimnisvoll und doch sagte sein Herz ihm, dass er sie kannte, fast eher wie eine Warnung. So ein ähnliches Gefühl empfand er auch bei Helga, aber es war wohl eher die Zuneigung und eine Art ... Vaterliebe.
Liebe ...
Er sah unsicher zu Roweana. Hatte der Gevater ihn deswegen gehen lassen? Um sie zu finden, sein Glück?
Ja, so musste es sein!
Als er sie in die Arme schloss, krächzte der Rabe erneut, allerdings merkwürdig siegessicher.

*Der Text von Roweanas Lied ist ein traditionelles Lied und wird heutzutage von Elyra gesungen. Der Name des Liedes ist "The Island Spinning Song".

 

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