The Vision of my Version

2.
Das erste Kennenlernen

Es waren bereits zehn Jahre vergangen und Salazar lebte die ersten fünf Jahre mit seinem Großvater zusammen, bis dieser schließlich starb. Er hatte vieles dazugelernt, fand sich bereits besser im Sumpf zurecht als jeder anderer. Sein Aussehen hatte sich zudem in einen prächtigen jungen Mann verwandelt. Seine Haut war blass. Die berühmten gelben Schlangenaugen der Slytherins schauten aus ihren Höhlen und ihm begann ein Bart zu wachsen. Sein Haar war länger geworden – in einem sehr dunklen Brünett - und zu einem Pferdeschwanz gebunden.
Sein Großvater war der Totengräber des Sumpfes gewesen, von ihm wussten nur wenige Menschen. Er lebte unter dem Sumpf und brachte die Moorleichen in bestimmte unterirdische Kammern. Salazar half ihm schließlich dann, als eine Art Lehrling und Erbe, der dies fortführen sollte. So war Salazar schließlich abgehärtet, was Leichen und Skelette betraf. Kurz gesagt, er war, wie schon sein Großvater vor ihm, Totengräber des Sumpfes geworden.
Und doch nahm ihn der Tod von seiner Mutter und Serpens immernoch mit. Immernoch roch er diesen verdammten Geruch von Rauch und Schwefel, als wenn er ihn verfolgte. Das führte wiederrum dazu, dass er ein kaltes Bad vorzog. Dieser Geruch löste immer wieder Angstgefühle in ihm aus.
Unter der Erde roch es meist modrig, aber das machte ihm heute nicht mehr viel aus. Durch die Zauberei, die er von seinem Großvater erlernt hatte, erleuchteten Irrlichter die unterirdischen Gänge.
Eines Morgens wollte er hinauf, wollte mal wieder die Sonne sehen, weil sie ihm doch mit der Zeit fehlte. Auch wenn er das Licht immernoch wegen des damaligen Feuers hasste, was doch so munter gelodert hatte, während in seinem hellen Flammen seine liebsten Verwandten starben, brauchte er es. Er kletterte aus dem Baumstumpf, kniff die Augen zusammen. Es war ein wunderschöner Morgen mit sanfter, kalter Brise. Er atmete tief ein und roch frische Luft. Frische Luft ... er lächelte. Kein Schwefelgeruch, keine beißende Hitze. Er setzte sich auf den Rand des Baumstumpfs und ließ seine Gedanken schweifen. Ohja, er war ein Denker, da unten hatte man viel Zeit nachzudenken. Und auch Gedichte zu schreiben. Doch wie sollte man diese schreiben, wenn man nur noch Dunkelheit um sich hatte und somit die tiefe Trauer, die sich dabei ausbreitet, nicht verhindern kann?
Die sumpfige Gegend bot zwar nicht viel Tageslicht, trotzdem reichte es ihm. Er blickte in Richtung des Waldes, worin sein altes Heim lag und seufzte. Er sehnte sich förmlich nach den liebevollen Umarmungen seiner Mutter. Es schmerzte unerträglich und jeden Tag an sie zu denken, an sie und Serpens.
Und auch dem armen kleinen Patrick war nur eine Mutter geblieben. Salazar könnte sich selbst ins Gesicht schlagen bei dem Gedanken, dass er Gwen und Patrick niemals wiedergesehen hatte. Was war nur aus den beiden geworden?
Das war noch nicht alles, ständig hatten ihn Alpträume geplagt. In dem Feuer, in dem seine Mutter und sein Bruder brannten, lungerte der Teufel und hatte seine Hände nach ihnen ausgestreckt. Dieses verdammte Höllenfeuer!
Und dennoch ... da war etwas, was ihn ins Dorf zog. Wie es wohl nun aussah, nach dem Brand? Sein Blick verweilte noch eine Weile an dem Wald, dann jedoch fasste er sich an Herz und schlüpfte zurück nach unten. Nach einigen Minuten kam er wieder hervor, kletterte schließlich neben dem Baumstamm und sah sich um. In seinem Arm befand sich ein dunkelgrünes, glänzendes und weiches Bündel. Er rollte es auf und erkennbar wurde ein wunderschöner Kapuzenumhang, den er sich sofort über legte.
Vermummt hatte er letztendlich - nach genau zehn Jahren - den Mut seinen Drang zu der Außenwald wieder auszutoben. Vielleicht gab es hier irgendwo doch nette Menschen, außer Verwandten, die noch ein Herz hatten ...
So schlich er seinem eigenen Trampelpfad entlang, wich mit Leichtigkeit dem Morast aus und passierte schließlich den Waldrand. Vögel zwitscherten fröhlich in der Ferne, ein paar Geräusche, die er nur dann zu hören bekommen hatte, als er mit seinem Großvater gemeinsam Kräuter sammeln ging.
Er hatte viel mehr von ihm gelernt, als von seiner Mutter. Er wusste zwar durch sie über das Heilen bescheid, doch von seinem Großvater gabs noch viel mehr zu hören. Und er hatte nur das Nötigste wohl erfahren, das Schicksal hatte es wohl nicht gewollt, dass er mehr erfuhr. Legenden, Mythen, Zauberwesen von denen er noch nicht mal zu träumen gewagt hatte. Geheimnisse, alte undurchsichtige Sprachen ... es gab so viel zu wissen.
Ein Flügelschlagen war zu hören, er sah auf. An ihm vorbei war ein Rabe geflogen, ein ziemlich großer sogar. Er schien ihm direkt ins Gesicht zu blicken ...
Salazar beunruhigte dies. Es war kein gutes Zeichen einem Raben auf diese Weise zu begegnen. Der Vogel beobachtete ihn von einem Ast aus, seine Neumondaugen folgten ihm auf Schritt und Tritt. Schauernd erinnerte Salazar sich an die Bedeutung einer Krähe und beeilte sich etwas. Der Vogel erhob sich in die Luft und verschwand in den Baumkronen ...

„Ich ... ich habe nichts getan! Bitte, Herr Pfarrer! Ich ...“
„Das sagen sie alle, Mädchen ... sperrt sie ein! Heute Abend wird der Jahrestag der Verbrennung dieser elenden Gotteslästerer sein. Würde mich nicht wundern, wenn man durch dieses Balg hier Rache nehmen wollte.“
Das Mädchen, mit feuerrotem Haar, konnte nicht glauben, was sie dort hörte. Sie sah gut sah erschöpft aus und ihr Gesicht besaß sehr sanfte Züge. Sie hatte schon lange keine Eltern mehr, war bisher allein durch die Wälder des Landes gereist, kam selten in seine Dörfer. Sie liebte die Natur. Ihr weißes Kleid mit schwarzem Mieder war mit Erde verschmiert, was wohl eher dadurch kam, dass man sie vor die Füße dieses ... war es überhaupt ein Pfarrer, der da vor ihr stand? Man brachte sie in eine Art Schuppen gleich neben der Kirche. Nur, weil sie rotes Haar hatte, hielt man Helga Hufflepuff für eine Hexe!

„Habt ihr´s gehört? Heute Abend wird zum ersten mal seit zehn Jahren wieder eine Hexe in diesem Dorf den Flammentod finden.“
„Ja, stimmt! Genau vor zehn Jahren war doch diese verdammte Dämonin dran! Wisst ihr noch, wie sie uns mit ihren Heilkünsten den Kopf verdrehte?“
„Scheinheiligkeit nenne ich das! Für solche Heilkünste muss sie ihre Seele verkauft haben.“
„Gerüchten zufolge soll sie Menschenblut und Schlangengift vermischt haben, um es dann zu trinken.“
„Oh weh! Erinnere mich nicht daran, sie soll unschuldigen Müttern vorgetäuscht haben, dass ihre Kinder Fehlgeburten waren. So hat sie dann das Blut der kleinen armen wehrlosen Geschöpfe benutzt.“
„Oh wie furchtbar!“
„Die Hexe von heute ist jetzt im Schuppen neben der Kirche. So jung und schon so verdorben. Ein Glück, dass sie das Feuer in die Hölle zu ihres Gleichen schickt. Diese kleine Dämonin!“
Salazar hörte ein paar Klatschweibern zu. Vermummt war er immernoch. Eine von ihnen, die das Gerücht mit dem Menschenblut von sich gab, war einst selbst noch Patientin seiner Mutter gewesen! Wer war hier verdorben?! Jedenfalls nicht das arme unschuldige Mädchen.
Heute Abend sollte sie also den Flammentod sterben ... das würde er zu verhindern wissen! Darauf achtend nicht aufzufallen, ging er den Weg des Dorfes entlang zur kleinen Kirche hin. Und da war auch der Schuppen, aus Stein und Holz gebaut.
Er beugte sich zum Schlüsselloch hin. Nur verschwommen konnte er die rote Mähne eines zusammengekauerten Mädchens erkennen, dass vom spärlichem Licht eines kleinen Fensters beschienen wurde. Das weiße Kleid war an vielen Stellen geflickt und ging ihr nur bis zu den Waden, ihre Füße waren nackt und ungeschützt.
„Heh da ...“ flüsterte er zaghaft. Keine Reaktion. „Heh ...!“
Endlich sah sie auf. Ihre braunen Augen waren dunkel, fast erdfarben. „Hm?“

„Ich will dich hier rausholen ... wie ist dein Name?“ fragte Salazar.
„Wo bist du?“ sie sah sich im Schuppen um.
„Vor dem Schlüsselloch. Warte nur, ich habe dich gleich hier raus ...“
Er stöberte in seinen Taschen nach etwas, das aussah, wie eine Flasche. „Bitte trete etwas zurück. Es könnte gefährlich werden.“
Er schraubte die Flasche auf, worauf eine Art grünlicher Nebel herauskroch. Wie er es gelernt hatte, murmelte er eine kleine unverständliche Beschwörungsformel. Der Nebel gehorchte ihm, kroch zum Schlüsselloch. Nach kurzem Warten hörte man es zischen, wie Wasser auf heißem Metall. Das Schloss begann zu verätzen, begann sich vollkommen aufzulösen.
Knarrend schwang die Tür von einer Art Windzug auf, der Nebel verzog sich durch Salazars Beschwörung zurück in seine Flasche und er verschloss sie wieder. Sadwrn, der Verwesungsnebel, hatte ihm mal wieder treue Dienste geleistet.
Sprachlos sah ihn das junge Mädchen an. „Wer bist du?“ fragte sie.
Sein Gesicht zeigte den Anflug eines Lächelns. „Dieselbe Frage habe ich dir eben auch gestellt.“
„Helga, Helga Hufflepuff.“ Sagte sie schließlich.
Er nickte. „Gut, Helga. Wenn ich mich vorstellen darf, Salazar Slytherin, Totengräber des Sumpfes, der hier in der Nähe liegt.“
Ihr klappte der Mund auf und wollte offensichtlich etwas fragen, doch er gab ihr keine Zeit dazu. „Später, erstmal sollten wir hier wegkommen. Komm unter meinen Umhang, dann sieht man dich und dein Haar nicht.“
Gesagt, getan. Sie schlichen vorsichtig und unauffällig über den Marktplatz, so dass niemand sie bemerkte. Sie kamen an der Feuerstelle an und Salazar hielt für einen Moment inne. Vor genau zehn Jahren brannten hier seine Mutter und sein Bruder. Schnell wandte er sich ab und sie gingen auf den Wald zu. Am liebsten wäre er auf den Pfarrer persönlich getroffen und hätte Rache an ihm geübt.
Im Wald, etwas entfernter vom Dorf, huschte das kleine Mädchen aus seinem Umhang.
„Puh!“ sagte sie mit zerzaustem Haar. „Danke dir, dass du mich gerettet hast, Salazar. Aber ... verzeih ... was bist du eigentlich?“
Er sah sie ausduckslos an. „Wie schon gesagt, ich bin der Totengräber des Sumpfes in der Nähe.“
„Das heißt... du bestattest Tote?“
„Ja, so könnte man es in diesem Fall sehen. Es sind immer diejenigen, die in den Sumpf geraten sind.“ Er lächelte ein wenig über ihre unsichere Miene.
Sie gingen weiter, Helga und ihre nackten Füße waren nicht so sicher in ihrem Gang, wie Salazar, der schlangenartig und elegant vorrausging. Er bemerkte nicht, wie der Rabe von vorhin sie beide beobachtete ...

 

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