The Vision of my Version
Das zweite Buch
11.
Im Kloster - 1. Akt
Es war ein schöner Abend und Helga Hufflepuff hatte beschlossen, diese Nacht in einem Städtchen zu verbringen. Sie durchstreifte eine Strasse, wo viel lichtscheues Gesindel zu sehen war. Einen Moment lang musste sie sich schmunzelnd an die alten Zeiten am Moor erinnern, wo sie zusammen die frechen Balladen sangen und die Leute am laufenden Band zum Narren hielten.
Sie entschloss sich, in einem Wirtshaus zu übernachten.
Skeptisch musterte der Wirt sie von oben bis unten.
"Ihr seht nicht aus, als wenn Ihr viel Geld bei euch hättet, Fräulein." Sagte er und sah mit gerümpfter Nase auf ihr, an vielen Stellen, geflicktes Kleid.
Helga schmunzelte, griff in ihren Packsack und zog drei Goldmünzen hervor.
Sie zählte sie einzeln auf dem Thresen ab.
"Ist das genug?" fragte sie.
Seine gierigen Augen weiteten sich, als er das Gold sah. "Aber sicher, Fräulein! Folgt mir!"
Auch von anderen erntete sie erstaunte Blicke.
Helga bekam im Hinterkopf ein schlechtes Gewissen, als sie ein Zimmer mit schöner Aussicht bekam. Ebenso wurde nachgefragt, ob sie nicht noch etwas zu sich nehmen wolle.
Sie verneinte, denn sie wusste genau, es war kein echtes Gold. Es war nicht mehr, als eine Illusion, die sie von Salazar gelehrt bekommen hatte.
Bei dem Gedanken an Salazar wurde ihr schwer ums Herz. Sie erahnte nur, weshalb, denn so wirklich wollte sie es sich nicht eingestehen. Er ist eher so etwas wie dein Vater, ... und das wird er auch bleiben, schalt sie sich selbst.
Sie seufzte tief, blickte dann auf ihr Kleid nieder. Es stimmte schon, sie sollte vielleicht mal ein neues kaufen ... oder nähen. Immerhin war sie kein kleines Mädchen mehr.
Sie blickte aus dem Fenster, die Straße entlang. Hier und da sah sie kleine Feuer brennen, Fackeln die die Wege erleuchteten. Und in den dunklen Sackgassen konnte man schemenhaft Liebespaare erkennen und seien es auch nur Männer, die sich mit den Huren vergnügten.
Helga wandte den Blick zum Rande der Stadt. Da hinten war ein Hügel, hinter dem die Sonne unterging und wo alles in ein wunderschönes Rot getaucht wurde. Und auf diesem Hügel hob sich ein großes Gebäude von dem Abendhimmel ab. Aus der Ferne konnte sie eine Glocke vernehmen. Eine Kirche?
Da Helga noch nicht schlafen konnte, begab sie sich in das Schenkzimmer des Wirtshauses.
Auch hier vergnügten sich Männlein und Weiblein mit fröhlichen Liedern, die sich um die Liebe, um Gott und die Welt und natürlich auch um das eine drehten.
Helgas Gesicht leuchtete auf. Aber sie war sich sicher, dass sie keiner dieser Personen eine gescheite Frage stellen konnte, ohne mit einer höchstens halb so gescheiten Antwort auszukommen. Salazar und Godric kannten sich, in einem solchen Falle der Übersetzung, natürlich viel besser aus.
Dann allerdings sah sie in einer Ecke einen dicken Mann mit geschorenem Kopf, der aussah wie ein Ei im Nest - denn ganz kahl geschoren war er nicht, da ein Kranz aus Haaren übriggeblieben war. So einen merkwürdigen Kerl hatte sie noch nie gesehen. Vor allem seine Kutte ...
Er sang nicht mit, beobachtete die Leute nur mit einem glasigem Blick.
Zögernd setzte Helga sich an seinen Tisch.
"Verzeiht, mein Herr ..." Er blickte auf. "Von meinem Fenster aus habe ich dieses Gebäude gesehen, das auf dem Hügel stand und ich habe mich gefragt, ob es eine Kirche ist. Ich habe Glocken läuten hören."
"Kirche?" fragte der Mann und lachte tief und dumpf, was wohl eher mit seinem runden Bauch zusammenhing. "Nein, meine Tochter. DAS ist ein Kloster! Ich bin dort zu Hause!"
Helga war verwirrt. Warum um alles in der Welt nannte er sie seine Tochter?
Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen! Es musste ein Mönch*²² sein, der da vor ihr saß!
Trübsinnige Männer sollten es sein, wie Salazar aus zweiter Hand berichtete. Christen, die sich selbst für ihre Sünden bestraften und langsamen Schrittes durch ihre Klöster wanderten, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Sie erinnerte sich gut, wie lächerlich sie beide das fanden und sie gerätselt hatten, ob das langsame Dahinschreiten etwas mit der Ruhe oder doch nur mit den Schmerzen zutun hatte.
Nun, dieser Mönch hier schien sein Leben allerdings zu genießen, denn er nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Humpen.
"Entschuldigt die dumme Frage. Es hat bloß meine Aufmerksamkeit erregt. Die Glocken ... sie klingen so ... hübsch."
Der Mönch brummte. "Derjenige, der sie läutet, würde sich nichts sehnlicher wünschen, als sie ebenso noch einmal hören zu können. Aber die anderen empfinden den Klang der Glocke als selbstverständlich. Ihr seid nicht von hier, meine Tochter?"
"Nein." Sie schüttelte den Kopf. "Hm ... ich habe noch nie ein Kloster von innen gesehen."
Der Mönch sah sich verstohlen um, dann flüsterte er: "Sei froh..." Wieder lachte er leise und dumpf, nahm erneut einen tiefen Schluck.
"Dürfte man es denn einmal besichtigen?" fragte sie.
Der Mönch verschluckte sich und hustete. "Nun ... ehm ... ja, die Tore stehen für jeden offen."
Helga klopfte ihm auf die Schulter.
"Danke, meine Tochter!" sagte er und sah zu ihr auf.
"Wenn ihr es wünscht, erwarte ich euch morgen dann vor dem Kloster."
Natürlich wünschte Helga sich das. Am nächsten Morgen eilte sie sich rasch auf die Beine zu kommen. Der nette Mönch hatte sich mit den Worten verabschiedet, dass er schon seit Jahren nicht mehr so ein intensives Gespräch mit einer Frau geführt hatte, ohne das Gefühl zu haben, einen Fehler zu begehen. Helga schmunzelte bei dem Gedanken, ging hinunter und verabschiedete sich von dem Wirt.
Draußen bauten die Menschen einige Stände auf - es war Markttag. Ja richtig, Helga wollte sich nach Stoffen umsehen. Aber mit was sollte sie bezahlen? Sie konnte doch nicht schon wieder eine Illusion erschaffen, das wäre nicht rechtens. Aber wenn sie so darüber nachdachte, man konnte ja auch handeln oder tauschen.
An einem Marktstand, an dem Weber- und Schneider-innen ihre Stoffe verkauften oder auch fertige Ware für Männer und Jungen, hielt Helga inne. Ein schwarzer Stoff, weich und fließend, hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Natürlich wäre der nicht das Richtige für Garten und die Arbeit, aber für gemütliche Abende ...
"Warum verkauft ihr keine farbigen Stoffe?" fragte sie die Weberin.
"Doch, die verkaufen wir. Aber nur an die Schneider, die für den Adel ihre Tunikas und Kleider anfertigen und verkaufen. Für uns gemeines Volk ist ein blaues Sonntagskleid das beste, was es geben kann. Das Färben ist halt teuer ... Ihr seid nicht von hier ...?" hakte die Weberin nach.
Helga schüttelte den Kopf. "Nein ... aber das macht mir auch nichts. Wäret Ihr damit einverstanden, wenn ich euch mit etwas anderem, als Gold bezahle?"
"Was habt ihr denn?"
Helga gelang es, die Weberin mit einem Säckchen mit getrocknetem Lavendelblüten* und ein Beutel voll Petersilien-Samen*², nachdem sie sie ausreichend über diese Kräuter aufgeklärt hatte, welche kleinen Zauber der Natur wirklich dahintersteckten. Als der Tausch vollzogen war, dachte Helga an den Kinderwunsch, den ihr die Weberin vertrauensvoll verraten hatte.
Sie grinste. Der würde nun nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Beim Klosterhügel angekommen, empfing sie auch gleich der nette Mönch am Vorabend.
"Willkommen, meine Tochter! Tretet doch ein. Ich führe Euch rum."
Als sie die Schwelle überschreitete, wurde Helga ganz anders. Es war im Grunde ein offener Hof mit einem Weg, der um ihn herumführte. In der Mitte war ein hübsches Fleckchen Grün mit einem Baum und der Statue einer Frau, die ihnen den Rücken zugewandt hatte. Und wie auf der Hand der Statue eine Taube gemeißelt war, so sammelten sich auch andere Tauben um sie herum und pickten ihr Futter auf.
Sie erblickte die wandernden Gestalten in ihren Kutten, die langsam dahinschritten. Aber auch welche, die ohne Kapuze liefen und sich mit ihren Brüdern unterhielten. Der nette Mönch erzählte ihr etwas über den Tagesablauf, über das Schweigegelüppte, was die Mönche manchmal ablegten, um ihre innere Ruhe zu finden und dass sie manchmal die kleine Dorfkirche besuchten, damit ihnen die Leute ihre Sünden beichten konnten.
Sie erblickte den Saal, wo die Mönche leise Gebete zu ihrem Gott murmelten - auf Latein und vor allem in ruhigen Gesängen, die Helgas Vorstellung über die Kirche, die ihr so viel Böses wollte, wieder ins Reine brachte ...
Weihrauch duftete, die Kerzen waren entzündet worden und die Fenster waren aus buntem Glas. Und an einem Fenster konnte man sogar ein keltisches Kreuz erkennen.
Dann nahmen die Mönche gemeinsam ihr Mahl ein und Helga durfte sich zu ihnen gesellen. Sie schienen sehr interessiert an dem Besuch zu sein und sahen sie immer wieder an. Nur leider mussten sie schweigen, während sie aßen.
Als Helga vom netten Mönch des gestrigen Abends - er hieß übrigens Sebastian - wieder in den Hof geführt wurde, folgten ihr einige Mönche neugierig.
"Ein schöner Ort, um sein Leben Gott zu widmen." Sagte Helga und betrat das grüne Fleckchen. "Aber Frauen können keine Mönche werden ...?"
"Es gibt Nonnen." Sagte Sebastian. "Vielleicht wollt ihr eine werden?"
Helga seufzte und schüttelte den Kopf. "Nein ... ich habe ... mich für einen anderen Lebensweg entschieden. Aber ich werde euch und das Kloster in guter Erinnerung behalten."
Als Helga neben dem Baum stand, flog eine Taube zu ihr auf die Hand und sie strich ihr über das Gefieder.
"Sebastian ...?" sie wendete sich um. Verwirrt beobachtete sie, wie die Mönche sich bekreuzigten. "Was habt ihr denn?"
Sie schienen von der Statue zu Helga und wieder zurückzublicken und auch Helga wandte den Blick um. Sie schluckte.
Als wenn sie sich selbst gegenüberstünde, sah ihr die Statue entgegen. Es war, als hätte man ihr Gesicht nachgemeißelt.*³
* Getrocknete Lavendelblüten sind auch heute noch Bestandteil eines jeden Gartens einer bewussten Kräuterhexe. Hauptsächlich ist er für kleine Liebeszauber angewandt worden.
Zudem soll ein Säckchen von getrocknetem Lavendel mit seinem Duft nachts den Geliebten anlocken. Und außerdem heißt es in einem englischen Gedicht "Lavendel gehört zu den treuen Liebenden."
*² Petersilie war früher, wie auch der Thymian, eng mit dem Tod und dem Unglück verbunden. Allerdings sind dies alte Volkssagen und da Helga ja weiß, wie man mit den Kräutern umzugehen hat, wird sie die arme Weberin schon nicht im ungewissen gelassen haben. ;-)
Zudem heißt es: Eine Frau, die Petersilie sät und nicht die Hausherrin ist, wird schwanger werden.
*³ Hier habe ich wieder meine Fantasie spielen lassen. Helgas Herkunft und die Herkunft ihrer Eltern habe ich nie zur Sprache gebracht. Deswegen hielt ich es für keine schlechte Idee, sie mal auf ihre Verwandtschaft treffen zu lassen.
*²² Mönche sind im Grunde nichts anderes, als Gläubige. Aber es gibt nicht nur christliche, sondern auch buddhistische und hinduistische Mönche.(Aber woher sollen unsere guten Magier das wissen? Sie sind selbst noch nicht so weit gereist und Großväterchen Slytherin hat auch nicht die ganze Welt gesehen.)
Im Kloster - 2. Akt
Helga lag an diesem Abend noch lange wach. Sebastian hatte ihr einen Platz im Kloster zum Übernachten gegeben. Sie wusste, dass die Mönche nun über sie reden würden. Hinter vorgehaltener Hand? Wie würde sich das entwickeln? Es war unangenehm unheimlich ...
Die Sonnenstrahlen zeigten sich am Horizont, als Helga glaubte endlich Schlaf zu finden. Doch dann ...
"ODIN!!!"
Sie fuhr verschlafen hoch und tastete verwirrt um sich. Dann fand sie die Orientierung wieder und blickte zum Fenster. Wie lange hatte sie geschlafen? Das flaue Gefühl in ihrem Bauch beantwortete die Frage.
Matt erhob sie sich, ging hinüber und blickte zum Glockenturm des Klosters hoch.
Da war ein kleiner Junge, der laut "Odin!"* gerufen hatte. Woher kannte sie den Namen nur?
Er wiederholte seine Rufe laut und deutlich, brüllte ihn in den Morgen. Doch dann kam einer der Mönche auf den Turm. Der Junge und er verschwanden darauf.
Helga stutzte. Was sollte das? Nachdenklich stützte sie sich gähnend mit beiden Ellenbogen aufs Fensterbrett und legte ihren Kopf auf ihre Handflächen. Merkwürdig, es hatte ausgesehen, als hätte der Mönch ihn vom Turm gezerrt ...
Was hatte der Junge doch gleich gerufen? Rubin oder Obin .... nein, Odin. Odin? ... Odin!!! Dieser heidnische Wikingergott!
Sie erahnte langsam, welches Unrecht hier geschah und warf sich schnellstens ihren Umhang über. Sie war jetzt hellwach.
Als sie in Richtung des Turmes rannte, hörte sie bereits die Schreie des Jungen.
"Dir werde ich helfen, diese heidnischen Teufel anzubeten! Wir werden dir diese Ketzerei schon noch austreiben! Sei gefälligst dankbar, dass wir dich hier aufgenommen haben!"
Einer der Mönche, den Helga noch nicht kannte, schlug den Jungen mit einer Gerte, die die Mönche sonst immer für sich selbst gebrauchten.
Das Gesicht des Jungen war vor Schmerz gerötet, der Mönch hatte seine Arme im Klammergriff nach hinten angewinkelt.
"Was soll das?! Was geht hier vor?" rief Helga. "Lasst den Jungen los!"
Der Mönch hielt inne und sah auf. Es war gar kein Mönch. Es war ein Pfarrer ...
Und sie kannte sein Gesicht.
"Dreckige Hexe ... so trifft man sich wieder." Grinste er grimmig.
Helgas flaues Gefühl verwandelte sich in unheilvolle Übelkeit. Er war es ... der, der Salazars Familie tötete. Und auch sie verbrennen wollte, noch Jahre danach!
"Lass den Jungen in Ruhe!" Helgas Stimme bibberte.
"Du spuckst ganz schön große Töne, obwohl du auf heiligen Boden stehst."
"Nein, du spuckst ganz schön große Töne! Für einen Mörder!" wandte sie ein. Sein Gesichtausdruck wandelte sich ... aber nur kurz.
"Ich werde fortsetzen, was ich vor vielen Jahren begonnen habe ..."
Helga und der Junge wurden in ein Verließ unter dem Kloster verschleppt, was Sebastian ihr natürlich vorenthalten hatte. Wie konnte dieser Zufall nur entstanden sein, dass dieser Pfarrer sie bis hierher verfolgte? Er war wie ein Fluch ...
Man wird sich jetzt fragen, warum Helga nicht einfach selbst einen Fluch oder Sonstiges auf ihn gesprochen hat.
Ich werd´s euch sagen ... Es war nicht ihre Art, mit unfairen Mitteln zu strafen. Ich hätte es zwar an ihrer Stelle getan, aber nicht eine Helga Hufflepuff!
Der Junge verbarg seine Tränen vor ihr, seine Lippen bitter geschürzt. In dem kleinen Lichtstrahl des kleinen Fensters sah sie, dass er eine Verletzung an seiner Hand hatte, mit schmutzigem Verband. Er war eindeutig ein stolzer Nord-Junge aus dem Wikingervolk mit flachsblonden Haar und kornblumenblauen Augen.
Aber sie entdeckte noch etwas anderes. An seinem Gürtel, der seine Lumpenhose hielt, hing ein Beutel. Und als wenn sie es geahnt hätte, nahm er diesen Beutel kniete sich auf das Fleckchen hin, wo das meiste Licht hinauffiel und warf Runensteine auf den kalten Boden. Verzweifelt schien er nach einer Lösung auf das Problem zu suchen, versuchte zu deuten, was sie sagten. Doch er blickte nur hinter sich, zu Helga, schüttelte den Kopf und verwischte verzweifelt die Positionen der Runen, sodass alles verfälscht wurde.
Helga jedoch trat zu dem zusammengekauerten, stolzen Jungen heran, der wieder seine Tränen verbergen wollte.
"Ganz ruhig ..." Sie strich ihm mütterlich über den Rücken. "Tränen bedeuten Stärke ..." Er hielt inne und linste zwischen seinen Armen hervor.
"Kannst du das verstehen?" lächelte sie. "Sie bedeuten Stärke, wenn man keine Angst hat, sie zu zeigen."
Langsam nickte er ... In seinen Augen las sie: Ich habe niemals Angst!
Sie verweilten eine Weile, unterhielten sich still. Sie erfuhr, dass er der Sohn einer Wikingerhexe war, die für die Nordmänner die Runen legte und zu den Göttern betete für gute und ruhmreiche Raubzüge.
Jedoch erlitten sie nahe an der weißen Küste Schiffbruch. Nur er schien überlebt zu haben.
Helga heilte die Wunde an seiner Hand ... er schien daran gewöhnt zu sein.
Das war der entgültige Beweis, dass dieser Junge bereits mit einem Fuß in der Haut eines waschechten Zauberers steckte. Helga erkannte die Gabe, die in ihm schlummerte.
Und als wenn Odin durch das Gebet des Jungen ihnen Aufmerksamkeit geschenkt hatte ...
"Helga ...?" Beide sahen auf. Da stand Sebastian, mit den Schlüsseln in der einen Hand und unter dem anderem Arm Helgas Packsack mit ihren Stoffen.
"Schnell! Ich will euch beide hier rausholen!"
Helga seufzte erleichtert auf. Nachdem er die Tür geöffnet hatte, fiel Helga ihm um den Hals. "Danke Sebastian!" war das einzige, was sie zu Stande brachte.
"Nichts zu danken. Ich weiß genau, du bist keine Hexe und er ist kein Hexer! Ihr beide seid etwas ganz besonderes."
Helga hielt inne, blickte zu dem Jungen. "Lauf schon ... ich muss mit Sebastian reden."
Das ließ dieser sich nicht zweimal sagen.
"Hör mal Sebastian ... das was dieser Pfarrer sagt, stimmt … aber nur zum Teil. Ich bin eine Hexe und der Junge ist der Sohn einer Runenwerferin."
Sebastian erstarrte. "Aber ... die Statue ... die sieht aus wie ..."
"Ich weiß, aber das muss noch nichts heißen! Es kann einfach nur ein Zufall sein. Sebastian ... Hexen und Zauberer sind keine Menschen, die euch etwas Böses wollen. Die meisten jedenfalls ... Wir sind einfach nur mit einer ... merkwürdigen Gabe gesegnet, könnte man bei Nahe sagen. Warum, das wissen wir nicht ... und manchmal ist sie auch eher ein Fluch, als ein Segen. Bitte, Sebastian ..." sagte sie, als sie in seine halb erschrockenen, halb enttäuschten Augen blickte. "Wir haben nichts mit dem Teufel zutun!"
Es herrschte langes Schweigen, bis der Mönch Sebastian wieder lächelte.
"Du musst mir nichts weiter erklären, Helga ... Und nun beeil dich, dass du hier raus kommst!"
*Odin ist der nordische Göttervater, also auf einem ähnlichen Rang wie Zeus (alias Jupiter).
Er regiert in seinem Hauptsitz in einer Art nordischen Anderwelt namens "Walhalla" und ein besonderes Merkmal ist es, dass er immer zwei tierische Begleiter der gleichen Art, aber mit verschiedenen Namen mit sich führt. (Zwei Raben: Hugin und Munin, Zwei Wölfe: Geri und Freki)